Gert Dörfel

Gert "Charly" Dörfel

*18.09.1939 in Hamburg


Linksaußen 1958-1971

224 Bundesligaspiele/ 58 Tore

101 Oberligaspiele/ 49 Tore

22 Endrundenspiele/ 7 Tore

29 DFB-Pokalspiele/ 13 Tore

30 Europapokalspiele/ 11 Tore


Erfolge 1958-1971

Deutscher Meister 1960

DFB-Pokal 1963

DFB-Pokal Finalist 1967

Meister Oberliga Nord 1959, 1960, 1961, 1962, 1963

Finalist Europapokal der Pokalsieger 1968


DFB 1960-1964

11 Länderspiele/7 Tore


Auszeichnungen

Wahl zum besten Linksaußen Europas

(1965, Le equipe)

walk of fame, Hamburg


Gert "Charly" Dörfel entstammt, ähnlich wie Uwe Seeler, einer namenhaften Fußballfamilie. Sein Vater Friedo Dörfel spielte 14 Jahre beim HSV (1934-1948) und wurde mehrfach Norddeutscher Fußballmeister. 1947 und 1948 gewann er auch die Meisterschaft in der Britischen Besatzungszone. Sein Onkel Richard Dörfel spielte zwischen 1931 und 1948 für den HSV und wurde nach seiner Karriere zum Ehrenspielführer ernannt. Auch sein Bruder Bernd Dörfel spielte zwischen 1963-1968 für den HSV und erzielte in 88 Partien 18 Tore.


Zur Saison 1958/59 wechselte "Charly" Dörfel für die Ablösesumme von 3000,- DM vom 3.Ligisten Polizei SV Hamburg zum Hamburger SV. Trainer Günter Mahlmann legte zusammen mit seinem Bruder, dem Präsidenten Carl-Heinz Mahlmann, Wert auf eine langfristige Kontinuität und Planung. Dazu gehörte auch das Konzept, auf Talente aus der eigenen Jugend und den Amateuren zu setzen. Unter dem "Mahlmann-Patronat" reiften die Talente Uwe Seeler, Horst Schnoor, Jürgen Werner, Klaus Stürmer, Gerhard Krug und eben Gert Dörfel heran. Von 1954 bis 1962 führte Cheftrainer Günter Mahlmann seine Jungs aus dem Nachwuchs über 8 Meisterschaften in der Oberliga Nord bis hin zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1960 und dem DFB-Pokalsieg 1963 (Unter Trainer Martin Wilke). Charly Dörfel reifte in dieser Zeit zu einem der besten Linksaußen in Europa. Als "Flankengott" fand er oft in Uwe Seeler einen dankbaren Verwerter. "Charly gibt die Flanke, Uwe köpft sie rein" schallte es immer wieder in den 60er Jahren durch das Stadion am Rothenbaum. Die beiden waren über Jahre ein eingespieltes Gespann. Durch seine gefürchteten krummen hereingaben von der linken Seite gilt er für viele als der eigentliche Erfinder der "Bananenflanke" und nicht Manfred Kaltz. Aber er glänzte beim HSV nicht nur als Tor-vorbereiter, sondern er schoss auch selber 144 Tore in 423 Pflichtspielen. Damit liegt in der ewigen Tabelle der HSV-Torschützen bis heute auf dem 6. Platz und lediglich 4 Spieler (Manfred Kaltz, Uwe Seeler, Horst Schnoor und Thomas von Heesen) haben mehr Pflichtspiele für den HSV absolviert als er.


Am 1. Spieltag der 1963 neu gegründeten Bundesliga wurde "Charly" Dörfel der erste BundesligaTorschütze für den HSV, als er in der 86. Minute das 1:1 gegen Preussen Münster erzielte. Nur eine Woche später erzielte er beim 4:1 Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken den ersten Hattrick (3 Tore in einem Spiel) der Bundesligageschichte. Spielte der HSV in der Oberliga Nord (1947-1963) fast Konkurrenzlos (15 Meistertitel in 16 Jahren), so tat sich der HSV schwer in der Bundesliga. So sollte es 16 Jahre dauern bis der HSV seine erste Meisterschaft in der Bundesliga gewinnt (1978/79) Dennoch erreichte der HSV am 23. Mai 1968 das Finale des Europapokal der Pokalsieger, welches 0:2 gegen den AC Mailand verloren ging, qualifiziert hatte sich der HSV als DFB-Pokalfinalist in der Saison zuvor.


Trotz seiner herausragenden Leistungen bleibt ihm der internationale Durchbruch versagt. Zwar wird sein Talent vom DFB frühzeitig erkannt (DFB-Juniorenauswahl, Amateur Nationalmannschaft) dennoch kommt er in seiner Karriere trotz 7 Toren nur auf 11 Einsätze in der Nationalmannschaft. Am 3. August 1960 bestreitet er als 21 jähriger sein erstes Länderspiel, beim 5:0 gegen Island erzielt er 2 Tore. für die WM in Chile 1962 wird er nicht berücksichtigt und bereits 1964 wird er das letzte Mal in die Nationalmannschaft berufen. Das er dort keine Karriere machte, hat er wohl seinem unkonventionellen Verhalten zu verdanken, mit dem er bei den Bundestrainern Sepp Herberger und Helmut Schön auf wenig Verständnis traf. "Ich war wohl zu unbequem, und mit meiner Art kam auch nicht jeder zurecht", so Dörfel später.


Auch mit dem HSV, insbesondere mit Trainer Klaus Ochs (1970-1973) überwirft sich "Charly Dörfel" Anfang der 70er Jahre. Dann wird er auch noch von Georg Volkert von seiner Stammposition (linksaußen) verdrängt. Am 28. August 1971 spielt Gert "Charly" Dörfel sein letztes Bundesligaspiel, dann verlässt er nach 423 Pflichtspielen und 144 Toren für den HSV sang- und klanglos die Stadt. Ein Abschiedsspiel blieb ihm versagt, Präsident Dr. Horst Barrelet verbot ihm sogar jemals wieder das Sportgelände am Rothenbaum zu betreten. Die FAZ titelte: "Der traurige Clown nahm einen wehmütigen Abschied vom HSV". Danach hatte er einige "Gastspiele" bei zwei Südafrikanischen Fußballvereinen. 1973 kehrt "Charly" Dörfel in seine Heimatstadt zurück und spielt eine Saison für den Regionalligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst. (2. höchste Liga) Auch dort überwirft er sich mit dem Verein, kehrt ihm den Rücken und geht zurück nach Südafrika wo er noch 4 Jahre spielte. 1977, inzwischen als Gastspieler in Kanada gelandet, hängt er seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel.


Auch wenn ihm der ganz große Durchbruch als Spieler nicht gelang (oder er ihn sich selber verbaute) genießt er bis heute Legendenstatus in Hamburg. Nachdem "Charly" Dörfel auf dem Spielfeld oft den Clown gab, so erfüllte er sich nach seiner aktiven Karriere einen Lebenstraum und trat viele Jahre als Clown u.a. im Zirkus Krone auf.